Ehrenamtliche im Porträt: Helmut Kuhlemann

Nachricht 11. Dezember 2020

Gottes Bodenpersonal: Ehrenamtliche aus unserer Kirchengemeinde im Porträt

Lieber Herr Kuhlemann, Sie engagierten sich bis vor kurzem in der Flüchtlingshilfe in unserer Gemeinde. Wie sind Sie zu dieser Aufgabe gekommen und was treibt Sie an?

Bei einer Infoveranstaltung des Landkreises im Jahre 2016 bin ich mit Herrn Ralf Vogt, Leiter der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe, ins Gespräch gekommen. Ich bin unmittelbar vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Stedorf geboren und habe den Krieg und die Nachkriegsjahre als Kind miterleben müssen. Auch wenn Dörverden vielleicht weit weg von der Front schien, auch hier gab es jede Menge Elend und Schicksale. Immer wieder haben Flüchtlinge an unsere Tür geklopft und um Hilfe gebeten: Sei es etwas zu Essen oder ein Obdach. Auch die überwiegende Anzahl derjenigen Menschen, die in 2015 vor den Türen Europas standen, haben Ihre Heimat nicht freiwillig verlassen, sondern als Flucht vor Krieg, Hunger und Verfolgung. Irgendwie wollte ich da ein wenig helfen! Nächstenliebe ohne aktives Tun, gibt es ja nicht.

Welche Aufgaben haben Sie dabei übernommen?

Unterstützt habe ich die Menschen bei Behördengängen und beim Sprachunterricht. Wir sammelten auch gebrauchte Fahrräder, machten sie wieder flott und gaben sie dann an die Flüchtlinge weiter.

Wie viele Fahrräder waren es?

Nach meinen Aufzeichnungen waren es 198 Fahrräder.

Mit 81 Jahren treten Sie nun von Ihrem Ehrenamt zurück. Was bleibt Ihnen aus der Tätigkeit besonders in Erinnerung?

Viele der Flüchtlinge, die ich begleitet habe, waren sehr bemüht, sich in die Gemeinschaft zu integrieren. Das Lernen der deutschen Sprache war dabei ein Schlüssel. Berührt haben mich die persönlichen Schicksale der Flüchtlinge, ihr Irrweg nach Europa, z.B. über mehrere Monate zu Fuß auf unwegsamem Terrain und durch unbesiedelte Landstriche, auf der Flucht, hungrig. Es macht einem mehr denn je bewusst, wie gut es uns hier geht – trotz aller Beschwerden, die wir täglich äußern.

Im Namen der Kirchengemeinde Dörverden danke ich Ihnen herzlich für die gelebte christliche Nächstenliebe! Wir wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft! Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Eik Lindau