Bericht aus den Seniorenheimen in Dörverden

Nachricht 04. Juni 2020

Die Schutzmaßnahmen für Seniorenheime treffen viele Menschen besonders hart. Natürlich gilt das Besuchsverbot auch für mich und meinen Kollegen Rolf Görnandt. Gottesdienste, Geburtstagsbesuche und Einzelgespräche waren plötzlich nicht mehr möglich.

Nachdem der erste Schreck über die Krankheit und Corona und all die neuen Regelungen abgeklungen war und die ersten Lockerungen der Maßnahmen ins Gespräch kamen, habe ich telefonischen Kontakt zu beiden Einrichtungen aufgenommen. Eingestellt hatte ich mich auf Bewohner, die ihre Angehörigen nicht sehen dürfen, einen traurigen, eintönigen Tagesablauf haben und sich in ihrer Einrichtung eingesperrt vorkommen. Eingestellt hatte ich mich auch auf Personal, das sich täglich die gleiche Fragen anhören muss: „Wann dürfen wir wieder raus, wann bekomme ich wieder Besuch?“

Ganz so dramatisch ist die Lage nicht. Natürlich freut sich niemand über die Situation. Aber die meisten Seniorinnen und Senioren nehmen es gelassen. „Wir haben ja uns alle hier drin. Wir sind nicht allein“, habe ich da gehört. Für viele ist das Leben gar nicht so anders als vorher. „Wir gehen doch sowieso kaum raus.“ Der größte und sicher auch schmerzhafteste Unterschied ist der, dass Angehörige nicht zu Besuch kommen können - wobei auch das mit Einschränkungen geht. Im Casa Verita ist vor den Fenstern im Erdgeschoss jeweils ein Streifen Klebeband. Der markiert, bis wohin sich Besucher den Fenstern der Bewohner nähern können. Miteinander sprechen und sich sehen geht also. Aber eine Umarmung fehlt. „Mir fehlen besonders die Enkelkinder.“ - Diesen Satz habe ich öfter gehört.

Von Bedrücktheit oder Stress war beim Personal wenig zu spüren. Viele Angebote müssen ausfallen, „dafür nehmen wir uns besonders Zeit für die Bewohner und fördern sie darin, untereinander Kontakt zu knüpfen, vielleicht sogar Freundschaften.“ Die Maßnahmen und die Situation nehmen sie dennoch ernst. Allen ist bewusst, was für eine Katastrophe eine Ansteckung in einer dieser Einrichtungen wäre.

Die Telefonate und der Besuch in der Casa Verita haben mich hoffnungsvoll und dankbar gestimmt. Wie schön, dass so viele Menschen versuchen, das positive an der neuen Situation zu seh- en und das Beste aus dem zu machen, was wir gerade dürfen. Wie schön auch, dass – während ich diese Zeilen schreibe – eine Lockerung der Besuchsverbote geprüft wird. Vielleicht ist schon alles anders, wenn dieser Gemeindebrief erscheint. Ich bete dafür, dass für Bewohner, Personal und Angehörige die richtigen Entscheidungen getroffen werden, damit ihre körperliche und seelische Gesundheit erhalten bleibt.

Pastorin Corinna Schäfer